Tiroler Heimatwerk

Frakturschriften wie die Tannenberg grotesk des Schriftzuges "Tiroler Heimatwerk" sind ein Spezifikum der Schriftgeschichte. Ursprünglich kamen sie als „fränkische Schriften“ aus dem Frankenreich, wo sie, der Dominanz der Vertikale in der gotischen Architektur folgend, als Gegenprogramm zu den Römischen Lettern gestaltet wurden und waren als "Textura" bekannt.

Bis 1941 haben die Nazionalsozialisten Frakturschriften für ihre Propaganda verwendet. Ab 1941 hat die NSDAP im sog. „Bormann-Erlass“ die Verwendung der Fraktur verboten und nur mehr Antiqua-Schriften erlaubt. Die Polemik gegen die "Schwabacher Judenletter" lässt sich aus typografischer Sicht nicht nachvollziehen. Im „Völkischer Beobachter“ wurden über lange Jahre die Bernhard-Fraktur und die Bernhard-Modern des hervorragenden jüdischen Schrift- und Plakatgestalters Lucian Bernhard (geboren als Emil Kahn) verwendet, nicht die Schwabacher. Die ist als "gebrochene Schrift" ein Vorläufer der Fraktur und war im 15. und 16. Jahrhundert die vorherrschende deutsche Schrift. Wer mehr zu diesem Thema wissen will, wird bei Andreas Koop fündig, dem Autor von "Die Macht der Schrift " und "Das CI der NSDAP".

Im frisch gestrichenen Gelb des „Tiroler Heimatwerk“ wirkt die Tannenberg fast schon modern. Die erste als wirklich schön geltende Fraktur wurde übrigens von Maximilian I. bei Vinzenz Rockner für den "Theuerdank", einer Art früher PR für den Kaiser, in Auftrag gegeben.

Innsbruck, Meranerstraße

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